Eine feincremige Konsistenz und ein zart nussiger Geschmack zeichnen die Käferbohne aus. Die Qualität der steirischen Käferbohnen beruht auf dem Zusammenspiel zwischen den idealen Gegebenheiten in der Südoststeiermark, dem Fachwissen an Anbau und Erntemethoden und die an die Umwelt optimal angepassten Sorten.
Seit dem 24. August 2016 ist die steirische Käferbohne von der EU nach Eintragung in das Register der geschützten Ursprungsbezeichnungen und der geschützten geografischen Angaben als Steirische Käferbohne (g.U.) geschützt.

Ein Hauch Widerstand durch die dünne Schale, danach eröffnet sich ein sinnliches Bohnenvergnügen. Fein und cremig schmeichelt der Kern dem Gaumen, beinahe schmelzend mit einer eleganten Anmutung von feinem Maronipüree, begleitet vom reizvollen Biss der Haut. Ganz zarte nussig-pfeffrige Nuancen und angedeutete Süße ergeben den perfekten Nachgeschmack.
so Karl Bajano, ein anerkannter Gourmet und Weinsommelier, über die steirische Käferbohne.
Inhalt
Beschreibung der Hülsenfrucht

In der Steiermark sagt man zur Feuerbohne (Phaseolus coccineus L.) Käferbohne. Die Ähnlichkeit der braun gesprenkelten Bohnen zu Käfern wird als Namensgeber vermutet. Auch Prunkbohne, arabische oder türkische Bohne sind Bezeichnungen für sie. Sie gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler, genauer noch zu den Schmetterlingsblütler und ist nahe verwandt mit einer Reihe anderer Bohnen genannter Feldfrüchte.
Die Käferbohnenpflanze ist eine rankende krautige Pflanze, die ca. fünf Meter lang werden kann. Die roten Blüten blühen von Juni bis September. Die Hülsenfrüchte erreichen eine Länge bis zu 25 cm. Die 2,5 cm langen, nierenförmigen Bohnen, die auch das Saatgut darstellen, sind überwiegend braun, beige, violett oder schwarz gescheckt.
Herkunft & Geschichte der Käferbohne
Bohnen gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt, deren Ursprünge in Amerika liegen. Bereits im 16. Jahrhundert fand die Prunkbohne ihren Weg aus Zentralamerika nach Europa. Angeblich brachten Eroberer die Käferbohne nach Spanien und England, wo sie sich innerhalb der nächsten 100 Jahren in ganz Mittel- und Nordeuropa verbreitete. Da sie die Kälte besser toleriert als die Gartenbohne, ist sie eher im Norden von Europa anzutreffen. Andererseits könnte die Käferbohne auch im 17. Jahrhundert über die Krim nach Osteuropa gelangt sein (daher vielleicht auch die Bezeichnung „Türkische Bohne“). Sicher ist hingegen, dass die Käferbohne seit dem 19. Jahrhundert im Südosten der Steiermark angebaut wird.
Im Hausgarten für den Eigenbedarf dienen einfache vier bis fünf Meter lange Holzstangen als Rankhilfe für die Kletterpflanze. Diese sind auch heute noch in privaten Gärten zu sehen. Für den Feldanbau entwickelten die steirischen Bauern zwei verschiedene Methoden. Zum einen mit arbeitsaufwändigen Heckenkulturen, in denen aufgespannte Drähte und Schnüre die Rankenhilfe übernehmen, ähnlich wie beim Hopfenanbau. Zum anderen der Anbau von Käferbohnen in Mischkultur mit Mais oder Sonnenblumen, die der Bohne als Stützpflanze genügend natürlich Rankhilfe geben.
Südoststeiermark: Anbaugebiet der Käferbohnen
Das Anbaugebiet der steirischen Käferbohne liegt überwiegend in der reizvollen Hügellandschaft der Südoststeiermark. Das Gebiet erstreckt sich über das steirische Thermenland und das steirische Vulkanland östlich der Mur und umfasst insbesondere die Bezirke Bad Radkersburg, Leibnitz, Feldbach, Fürstenfeld, Hartberg, Weiz und Graz Umgebung. Die Käferbohnenproduzenten bewirtschaften in etwa 200 Hektar Land und holen einen Ertrag im Schnitt von ca. 250 Tonnen pro Jahr ein. Das entspricht 90% der österreichischen Gesamtproduktion an Käferbohnen, die aus der Steiermark kommen.
Die besonders mineralreichen, kalkhaltigen und fruchtbaren Lehmböden und das milde illyrische Klima im südoststeirischen Hügelland bieten die ideale Bedingungen für die Kultur von Käferbohnen. Ein früher einsetzender feuchter Frühling bereitet den Boden optimal für die Aussaat vor, eine warmer regenreicher Sommer während der Blüte und milde Herbsttage lassen die Hülsenfrüchte bis zur Ernte vollständig ausreifen, so das sich die Käferbohne zu einer unverkennbaren steirischen Spezialität entwickelte und 2007 zur steirischen Genussregion „Südoststeirische Käferbohne“ erhoben wurde.
Von der Saat bis zur Ernte der Bohnen
Im Frühjahr, wenn der letzte Frost vorbei ist (Ende April – Anfang Mai), erfolgt die Aussaat. Von Juni bis September ist Blütezeit – feuerrote Schmetterlingsblüten setzen harmonische Akzente in die süd- östliche Steiermark. Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich die flachen Hülsenfrüchte, in denen die nierenförmigen Bohnen Glied an Glied sitzen, bis sie vollständig ausgereift sind.
Da sich im Anbau die Mischkultur mit Mais durchgesetzt hat, werden diese gemeinsam im Oktober-November mit speziellen Maschinen gedroschen und getrennt. Getrocknet, gereinigt und handverlesen wird die Qualität der steirischen Käferbohnen gesichert.
Typisch für die Steiermark sind die beiden an die Umwelt optimal angepassten Sorten Bonela und Melange. Kühl, dunkel und trocken gelagert, haben die Käferbohnen das ganze Jahr über Saison – meist in getrockneter oder eingelegter Form.
Gesundheitlicher Wert der Käferbohne
Die steirische Käferbohne, ein ausgezeichneter Eiweißlieferant und Ballaststoffspender, die gleichzeitig auch noch fettarm ist!
Das Besondere ist der ausgesprochene hohe Eiweißgehalt. Nach Untersuchungen der Firma Steirerkraft enthalten 100 Gramm getrocknete Bohnen etwa 43 Gramm Kohlehydrate, 20 Gramm Eiweiß und nur 1,7 Gramm Fett. Das macht sie nicht nur für Vegetarier zu einem vollwertigen Fleischersatz.
Daneben enthalten Käferbohnen große Mengen an Vitamin B, Mineral- und Spurenelementen, die entzündungshemmende und krebsvorbeugende Wirkungen besitzen. Der hohe Ballaststoffgehalt, den Hülsenfrüchte allgemein besitzen, fördert die Verdauung, hilft den Cholesterinspiegel zu senken und den Blutzuckerspiegel zu regulieren.
100 g gekochte Käferbohnen enthalten ca. 96 kcal und bestehen in etwa aus:
- 66 g Wasser
Getrocknete Käferbohnen
- 20 g Kohlenhydrate
- 8 g Eiweiß
- 5 g Ballaststoffe
- 0,5 g Fett
- 0,5 g Mineralstoffe und Vitamine
Vorsicht:
Käferbohnen nur im gekochten Zustand essen!
Denn im rohen Zustand enthalten sie Phasein, ein Gift, welches bereits in kleineren Mengen schwere Vergiftungserscheinungen hervorruft. Durch das Kochen wird dieses Gift zerstört, so dass gekochte Bohnen ohne Bedenken verzehrt werden.
Käferbohnen kochen und verarbeiten
- Wasche die Käferbohnen gründlich mit weichem oder abgekochtem Wasser.
- Weiche die gewaschenen Bohnen am besten über Nacht in lauwarmen abgekochten Wasser ein (nimm die dreifache Wassermenge im Verhältnis zu den Bohnen).
- Verwende das Einweichwasser zum Kochen der Bohnen, somit bleiben Mineralien und Vitamine, die sich durch das Quellen ins Wasser abgegeben haben, größtenteils erhalten.
- Koche die Bohnen nur 1x kurz auf, und lass sie dann auf kleiner Flamme weich dünsten, so bleiben die meisten Inhaltsstoffe erhalten und der Geschmack wird intensiver.
- Achte darauf, dass die Bohnen mit genügend Wasser bedeckt sind, sonst werden Sie ungleich gekocht!
- Füge eine Prise Zucker und etwas Bohnenkraut, oder 1-2 Lorbeeblätter hinzu, das verringert die blähende Wirkung von Bohnen.
- Salze erst am Ende der Kochzeit, denn Hülsenfrüchte bleiben durch das Salz beim Kochen länger hart.
- Lasse die gekochten Käferbohnen im Kochwasser abkühlen, dadurch springt die Bohnenhaut nicht auf.
- Kochzeit der getrockneten Bohnen beträgt in etwa 1 1/2 Stunden – frische Bohnen benötigen etwa nur eine halbe Stunde.
Tipps
- Käferbohnenpüree gelingt am leichtesten, solange die Käferbohnen noch heiss sind und sind ein idealer Ersatz zu Maronipüree.
- Verzehre die Käferbohnengerichte rasch, denn die Haltbarkeit beträgt nur ein paar Tage.
- Das Einfrieren von gekochten Bohnen bzw. fertigen Bohnengerichten reduziert die blähenden Folgen.
Ist dir das Bohnenkochen zu aufwendig? Mittlerweile sind Käferbohnen bereits auch in konservierter Form erhältlich, einfach nur mehr zum Weiterverarbeiten. Auf den Bauernmärkten werden neben den getrockneten auch frisch gekochte Käferbohnen angeboten.
Typisch in der Steiermark ist der Käferbohnensalat, abgemacht mit Apfelessig und Steirischem Kürbiskernöl. Die Prunkbohnen bieten sich aber auch für Suppen, Hauptgerichte und Desserts an.
bohn‘ appetit: Das Käferbohnen-Kochbuch
Ein ganzes Kochbuch, dass sich nur dem Thema Käferbohnen widmet. Beim durchblättern stoßt man auf Ideen, an die man sonst nie gedacht hätte. Aber es funktioniert! Käferbohnen als Süßspeise – wie wäre es damit? Neben einer Vielzahl an ausgefallenen als auch klassischen Käferbohnengerichten, findet man in diesem Kochbuch alles Wissenschaftliche & Geschichtliche rund um die Käferbohne. Der Buchautor Taliman E. Sluga ist Kulturmanager, Kulturvermittler, Museums- und Ausstellungsmacher, langjähriger Lektor an der Karl-Franzens-Universität Graz und an der Pädagogischen Akademie Graz Eggenberg.
Quellennachweis:
http://www.traditionelle-lebensmittel.at/article/articleview/90722/1/26093/
http://www.genuss-region.at/article/archive/19837
http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4ferbohne
http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32016R1408&from=EN































